Diese Hygienemaßnahme wird immer nach einer gründlichen Reinigung durchgeführt. Sie ist chemisch oder physikalisch und hat das Ziel, Krankheitserreger abzutöten und so Infektionsketten zu unterbrechen. Ist die desinfizierende Reinigung von Fußböden eine wirksame und notwendige Maßnahme um die Ausbreitung von Covid-19 zu bekämpfen?
Grundsätzlich gilt die Nass-(Feucht-)Reinigung mit anschließender Desinfektion harter Oberflächen als notwendige und wirksame Maßnahme im Kampf gegen das Covid-19. Dies gilt insbesondere für Oberflächen, die häufig berührt werden, wie Türgriffe und Türklinken, Handläufe von Treppen, Schaltknöpfe von Aufzügen, Griffe von Einkaufswagen etc. Aber fallen Fußböden auch in diesen Bereich? Das würde unterstellen, dass zum einen die Böden virenbelastet sind und zum anderen die Viren vom Boden den Weg in den menschlichen Organismus finden. Beide Annahmen halte ich zunächst für nicht sehr wahrscheinlich. Daher habe ich mich dieser Thematik angenommen und entsprechende Recherchen durchgeführt, deren Ergebnis ich hiermit zusammenfassen möchte.
Ganz schnell stößt man dabei auf Informationen von Herstellern von Bodenreinigungsmaschinen, die ihre bislang ganz normal zur Bodenreinigung eingesetzten Maschinen mit einem System zur Sprühvernebelung von Desinfektionsmitteln ausgestattet haben und diese Zusatzfunktion im Rahmen der Bodenreinigung einsetzen. Wenn man jetzt bedenkt, dass bei der Bodenreinigung Flächen in Bahnen von deutlich unter einem Meter abgefahren werden, muss man feststellen, dass die Menge des ausgebrachten Desinfektionsmittels sehr erheblich und außerdem ziemlich unkontrolliert ist, da die Vernebelung ja mehr oder minder mehrfach auf ein und derselben Fläche erfolgt.
Sorge kann da schon bereiten, dass es sich bei den Desinfektionsmitteln in der Regel um medizinische Produkte oder Biozide handelt, deren nicht fachgerechte Verwendung sehr wohl Auswirkungen auf das Resistenzverhalten von Viren, Bakterien und Keimen haben kann. Die Problematik mit multiresistenten Keimen stellt medizinische Einrichtungen immer wieder vor große Aufgaben und Probleme.
Auch wenn die derzeitige Pandemie zu einem vermehrten Einsatz von Desinfektionsmitteln führt und diesen in sinnvollen Bereichen auch notwendig macht, sollte man nicht völlig bedenkenlos mit diesen Produkten umgehen (auch wenn unlängst der amerikanische Präsident angedacht hat, Desinfektionsmittel für die Virenbekämpfung innerhalb des menschlichen Körpers anzuwenden – bitte tun Sie das nicht, das ist ungesund und schädlicher als das Virus selbst ...). Das gilt für die Dosierung und den Anwendungsbereich.
Die Frage, ob Fußböden als Infektionsquelle einzustufen sind, wird in einer Publikation des CDC Journal beantwortet. So konnte man bei der Untersuchung von Bodenflächen in einem chinesischen Krankenhaus sehr umfangreich virale RNA nachweisen. Nachweise, ob das Virus lebensfähig oder gar infektiös ist, konnten im Gegensatz dazu nicht erbracht werden. Dr. Keith Armitage, medizinischer Direktor des Roe Green Center für Reisemedizin der Universitätskliniken, sagte, die Studie zeige kein signifikantes Problem für diejenigen, die im Krankenhaus herumlaufen. Bei der Bewertung dieser Studie ist dann natürlich noch ganz besonders zu beachten, dass sie in einem hoch kontaminierten Krankenhaus vorgenommen wurde und damit das Ergebnis sicherlich deutlich schwächere Tendenzen zeigt, wenn wir uns eines Bodens in einem Objekt mit normalem Publikumsverkehr annehmen würden.
Fazit:
Eine gründliche Bodenreinigung generell ist sinnvoll, aber einen besonderen Virenschutz stellt sie vermutlich nicht dar. Als kontraproduktiv ist sicherlich der hemmungslose Umgang mit Desinfektionsmitteln einzustufen.
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