Die meisten kennen den Begriff Work-Life-Balance. Dieser bedeutet eine klare Trennung von Arbeit und Privatem. Im heutigen Artikel erfahren Sie, was genau Work-Life-Blending ist und wo die Vor- und Nachteile zu sehen sind.
Bedeutung Work-Life-Blending
Bei Work-Life-Blending verschwinden die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit. Hierbei stehen Flexibilität und Mobilität im Vordergrund, aber auch selbstbestimmtes Arbeiten und der Wunsch nach mehr Freizeit. Durch Tablets, PCs und Smartphones ist es sehr gut möglich, Arbeit und Privatleben immer mehr miteinander zu verknüpfen. So kann es gut sein, dass während der Arbeit private Angelegenheiten erledigt und umgekehrt während der Freizeit berufliche Angelegenheiten erfüllt werden.
Work-Life-Blending löst Work-Life-Balance ab
Zuvor stand die Work-Life-Balance hoch im Kurs und wurde immer häufiger in die Arbeitswelt integriert und war somit in aller Munde. Hier stand die richtige Balance von Arbeit und Leben im Vordergrund. Die Arbeit wurde somit in ein enges Zeitfenster gedrängt und jeder hatte mehr Raum für sein Privatleben. Dass dies auf Dauer keine Lösung sein kann, zeigen mittlerweile andere Arbeitsmodelle, die durchaus gut funktionieren.
In der heutigen Arbeitswelt ist eine klare Abgrenzung von Beruf und Privatleben kaum noch möglich. Viele Mitarbeiter sind bereit in der Freizeit zu arbeiten, wenn im Gegenzug private Termine in die Arbeitswelt eingebracht werden können.
Work-Life-Blending entspricht einer ganz neuen Definition von Arbeitszeit. Diese wird zunehmend als etwas verstanden, über das sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer bestimmen können. Dies hat nicht nur Vorteile für die Mitarbeiter, sondern auch für Vorgesetzte, denn diese können ihre Mitarbeiter in dringenden Fällen auch in der eigentlich freien Zeit erreichen.
Wie wirkt sich das auf das Verständnis der Arbeitszeit aus?
Fallen Arbeiten zum Beispiel außerhalb der klassischen Arbeitszeiten an, so müssen diese nicht zwangsläufig auf den nächsten Tag verschoben werden. Mitarbeiter haben somit ein größeres Mitbestimmungsrecht. Das kommt auch den Arbeitgebern zugute, da Studien gezeigt haben, dass ein motivierter Arbeitnehmer besser arbeitet. Noch dazu kann der Arbeitnehmer sich den Zeitraum der Arbeit aussuchen, an dem er sich selbst am produktivsten einschätzt.
Auch darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die jüngste Generation auf dem Arbeitsmarkt (die nach 1995 geboren wurde) oft noch im Studium oder sich gerade am Anfang der beruflichen Laufbahn befindet. Diese jungen Arbeitskräfte haben aber ganz andere Wünsche und Ansprüche an die Arbeitswelt als die Generationen davor.
Für die Generation Z (die oben erwähnte jüngste Generation) gehören soziale Medien zum Leben dazu, sie sind damit aufgewachsen. Im Vordergrund ihres Arbeitslebens stehen Selbstverwirklichung, ein gutes Arbeitsklima und Spaß an der Arbeit. Das Gehalt oder ein beliebter Arbeitgeber sind auf der Prioritätenliste nicht mehr ganz oben angesiedelt.
Vor- und Nachteile von Work-Life-Blending?
Nachteile von Work-Life-Blending:
- Arbeitnehmer kann nicht mehr richtig abschalten, was zu gesundheitlichen Problemen führen kann
- Findet keine strikte Trennung statt, kann es sein, dass die Arbeit den größten Teil des Lebens einnimmt
- Private Beziehungen können hierbei auf eine harte Probe gestellt werden
- Hohe Belastung für den Arbeitnehmer durch permanente Erreichbarkeit
- Wer immer und überall arbeitet, arbeitet in der Regel mehr als bei herkömmlichen Arbeitszeiten
- Gefahr eines übertriebenen Leistungsgedanken
Um eine gelungene Umsetzung von Work-Life-Blending zu erhalten, muss eine vollkommene Akzeptanz stattfinden. Nur wenn sich kein Arbeitnehmer schlecht dabei fühlt, wenn er Privates auch während der Arbeitszeit erledigt, kann dieses Konzept aufgehen.
Vorteile von Work-Life-Blending:
- Gibt es einmal wenig zu tun, wird früher nach Hause gegangen und die Arbeitszeit wird verlängert, wenn „Land unter“ ist.
- Produktive Phasen können effektiver und effizienter genutzt werden
- Für private Erledigungen muss nicht extra Urlaub genommen werden
- Motivation steigt aufgrund der Selbstbestimmung
- Der Fokus liegt auf Ergebnis und Leistung nicht auf Präsenzzeit
- Es kann überall gearbeitet werden, die Anwesenheit im Büro ist nicht mehr zwingend erforderlich
Wie können die Risiken von Work-Life-Blending minimiert werden?
Damit keine negativen Folgen von Work-Life-Blending eintreten, sollte eine gute Organisation die Grundlage für dieses neue Arbeitsmodell sein. Hierzu zählt eine gute Kommunikation zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Weiterhin sollte ein Arbeitszeitkonto bestehen, in welchem die Phasen der Arbeit festgehalten werden. Die Vertragliche Regelung spielt hier eine große Rolle. So kann sich mit dem Arbeitgeber vertraglich auf eine wöchentliche oder monatliche Stundenanzahl geeinigt werden.
Damit orts- und zeitunabhängiges Arbeiten nicht in eine gefährliche Dauererreichbarkeit umschlagen, sollten Arbeitnehmer sich regelmäßige und ausreichende Pausen gönnen. Diese Erholungsphasen sind enorm wichtig, damit Körper und Geist Energie tanken können. Dazu ist es manchmal auch erforderlich, sein Smartphone, PC etc. abzuschalten, damit einer Regeneration des Körpers nichts im Wege steht.
Fazit
Bei der Frage, welche Seite am meisten profitiert, hängt die Antwort sehr stark davon ab, wie beide Seiten das Modell interpretieren. Es hört sich zunächst nach mehr Freiheit für die Arbeitnehmer an, wenn sie morgens einfach mal zwei Stunden zum Sport gehen können, um dafür abends noch zwei Stunden zu arbeiten, wenn man gemütlich zuhause auf der Couch sitzt.
Ein Wegfall klarer Grenzen kann aber auch dazu führen, dass man abends noch eine Videokonferenz hat oder der Chef noch schnell ein paar Statistiken für die Vorstandssitzung am nächsten Vormittag braucht.
Work-Life-Blending als Arbeitszeitkonzept versucht eine sinnvolle Einbindung beider Lebensbereiche in die moderne Unternehmenskultur zu erreichen. Es geht darum, die ohnehin stattfindenden Veränderungen sinnvoll anzureichern – und praktikable Maßnahmen für die Arbeitsrealität in den Unternehmen zu schaffen. Dabei müssen Unternehmen stets berücksichtigen, dass ihre Beschäftigten Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Erwartungen sind.